Sie sind hier: » Startseite Terraristik » Terraristik » Echsen
Hypocalcämie beim Halsbandleguan
|
|
|
|
Im Mai 2005 wurde in der Kleintierpraxis Alkoven ein ca. 5 Monate alter männlicher Halsbandleguan vorgestellt.
Halsbandleguan Er wurde gemeinsam mit einem 2. weiblichen Halsbandleguan in einer Tierhandlung gekauft. Das weibliche Tier war vor ca. 1 Woche plötzlich und für die Besitzerin ohne ersichtlichen Grund gestorben. 2 Tage vor der Vorstellung in der Ordination stellte der männliche Leguan die Futteraufnahme ein. Beide Tiere wurden seit dem Kauf gemeinsam mit 2 Dornschwanzleguanen in einem Terrarium gehalten. Diese verhalten sich laut Besitzer unauffällig. Klinische Untersuchung Das Tier wog bei der Untersuchung 30 g und zeigte sich in einem schlechten Allgemeinzustand, v.a. war eine deutliche Exsikkose sichtbar. Das Verhalten war aufmerksam und lebhaft. Bei Untersuchung der Maulhöhle zeigte sich eine veränderte Schleimhautfarbe mit gelblichen Auflagerungen v.a. im vorderen Teil des Oberkiefers. Die Kieferknochen waren von normaler Konsistenz, allerdings zeigte die Schwanzwirbelsäule deutliche Verkrümmungen. Auch die mittleren beiden Zehen der rechten Vorderextremität waren verdickt und abnorm geformt. Diese Veränderungen bestanden laut Besitzer bereits beim Kauf des Tieres. Eine Behinderung der Fortbewegung war nicht festzustellen. Diagnose Da das verstorbene Tier nicht zur Sektion gelangte, kann nichts über die Todesursache ausgesagt werden. Die Veränderungen der Maulhöhle können als beginnende Maulfäule angesehen werden. Diese dürfte bereits zur Septikämie geführt haben, was den schlechten Allgemeinzustand erklären könnte. Die Bedingungen im Terrarium entsprechen soweit den Anforderungen, allerdings ist die Haltung von mehreren verschiedenen Tierarten unterschiedlicher Herkunft als Risiko einzustufen. Die Veränderungen des Skelettsystems lassen auf eine Hypocalcämie v.a. während der Aufzuchtphase schließen. Therapie Die Veränderungen der Maulhöhle wurden mit Betaisodona touchiert und die eitrigen Beläge entfernt. Der Halsbandleguan bekam entsprechend seinem Gewicht 0,03 ml (!) Marbofloxacin (Marbocyl® FD) i.m.. Das entspricht einer Dosierung von 10 mg/kg. Zusätzlich wurden mehrere subkutane Depots mit einer Ringerlactat-Lösung gesetzt. Die Tierbesitzerin wurde angehalten, die Therapie mit Marbofloxacin oral in einer Dosierung von 1 Tropfen 1 x täglich weiterzuführen. Zusätzlich sollte das Tier mit Hills a/d mehrmals täglich zwangsernährt werden. Dem Futter wurde ein reines Calciumpulver beigemengt. Eine Einzelhaltung in optimierten Bedingungen wurde angeraten. Kontrolle 5 Tage später wurde der Leguan zur Kontrolluntersuchung bestellt. Er zeigte sich in einem deutlich verbessertem Allgemeinzustand. Es konnte keine Exsikkose mehr festgestellt werden. Die Maulhöhle war bei der Untersuchung normal gefärbt und es waren keine Auflagerungen mehr sichtbar. Allerdings war das Tier nach wie vor inappetent. Weiteres Vorgehen Weiterhin Zwangsfütterung (incl. Calcium) und AB Gabe über insgesamt 1 Woche Langsames Umstellen auf gewohnte Nahrung. Einzelhaltung bis zum völligen Verschwinden der Krankheitssymptome. Danach Überprüfung des Gesundheitszustandes der Dornschwanzleguane klinisch sowie mittels Kotprobe. Nach negativer Kotprobe aller Tiere, sowie Desinfektion des Terrariums kann eine gemeinsame Haltung wieder versucht werden. Abschlußbericht Nach Ende der Antibiotikatherapie begann das Tier wieder selbstständig zu fressen. Der Zustand ist laut Besitzerin sehr gut. Dr. Birgit Seitlinger Kleintierpraxis Alkoven
|